Aha, er ist also introvertiert! Und was interessiert es mich?

Wahrscheinlich fragt sich der eine oder andere, was er mit dieser Information denn anfangen soll.

Kann ich nachvollziehen ... , wirkt auch irgendwie uncool!

Ich will Euch hier auch nur einen kurzen Überblick geben, was Introversion eigentlich heißt und warum gerade das in gewissen Situationen extrem vorteilhaft ist.

 

Wichtig ist mir, es gibt es nicht DIE eine Persönlichkeitszuordnung. Zum Beispiel der MBTI (Myers-Biggs Type Indicator) unterscheidet in 16 Typen (Intro- und Extroversion* sind auch Kriterien). Das sind ja immerhin schon 16 mögliche "Schubladen".

OK ..., wir haben knapp 8 Milliarden individuelle Menschen auf der Welt, Tendenz steigend. Und die wollen wir in 16 "Schubladen" stecken? Hm, ist das nicht etwas zu einfach?

Korrekt, das ist es!

Nehmen wir es aber als Anhaltspunkte und sehen die Unterscheidungsmerkmale als Spektrum verschiedener Verhaltensweisen, dann ist es gut nutzbar. Mit Bedacht allerdings! Denn das Stecken in "Schubladen" muss (!) tunlichst vermieden werden. Dafür ist jeder Mensch einfach zu individuell.

 

Naja, und ich befinde mich eben auf dem Spektrum Richtung Introversion weit bei Introversion.

 

Und was heißt das nun?

Introvertierte Menschen sind ein bisschen wie Akkus, sie ziehen Energie aus Ruhe. Sind daher nachdenklicher und tiefgründiger. Sie richten ihre Energie meist stärker auf ihr Innenleben. Introvertierte denken um zu Sprechen. Wenn allerdings die “richtigen” Leute oder der richtige "Kontext" um mich herum ist, werde auch ich ein bisschen zum “extrovertierten” Menschen.

Extrovertierte hingegen ziehen die Energie aus Interaktionen. Sie sind wie ein Windrad und brauchen Bewegung, wollen ganz vorne am Geschehen sein. Sie sind die idealen Verkäufer. Extrovertierte sprechen um zu Denken.

Ihr könnt ja mal überlegen, welche Persönlichkeit wohl mehr zu Aktionismus neigt?

 

Und was soll daran ein Vorteil sein?

Richtig, genau das ist einer! In einer Welt, in der es in erster Linie darauf anzukommen scheint, sich selbst ins rechte Licht zu rücken und aufzufallen, brauchen wir Personen, die nicht nur "blind" mit der Masse Schwimmen, sondern eine weitere, vielleicht unbequeme, Perspektive anbieten.

Wenn ich nur gefallen will und dafür darauf achte immer schön konvorm zu sein. Ändere ich dann überhaupt etwas oder schreibe ich nur den Status Quo fort? Bin aber immerhin beliebt!

Und hier kommt der Vorteil von denen, die lieber in der zweiten Reihe agieren, gründlich abwägen, ein Gefühl für das haben, was gebraucht wird und kreative, gut durchdachte Ideen haben. Nur wer unbequem ist, kann bestehende Denkmuster (Filter-Blasen) irritieren und vielleicht etwas verändern.

 

*Extroversion: Häufige wird auch die Bezeichnung Extraversion verwendet. Extraversion ist die ursprüngliche Wortwahl nach C.G. Jung. Aber inzwischen sind beide Ausdrucksweisen, laut Duden, zulässig. 

 

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Quellen: Dr. Sylvia Löhken "Leise Menschen - Starke Wirkung" & "Intros uns Extros", Marti Olsen Laney "Die Macht der Introvertierten", Susan Cain "Still", Chris Wolf "Überzeugend leise",
+ diverse Blogs und Artikel

Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay